Reitplatz bauen mit Herz & concept

Reitplatz bauen mit Herz & concept

Wer seinen Reitplatz nicht selber bauen möchte, kann sich für ein Fachbetrieb entscheiden. Wir haben uns mit Daniel Dirkes, Geschäftsführer von concept Reitplatzbau, darüber unterhalten, was beim Reitplatzbau alles schief gehen kann und welche Fallstricke man am besten umschifft.

„Mehr Herz in die Wirtschaft bringen“, unter diesem Motto ist die concept Reitplatzbau GmbH & Co. KG deutschlandweit im Reitplatzbau unterwegs. Aktuell 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern helfen Stallbetreibenden dabei, ihre Projekte rund um Reitplatz und Hof zum Erfolg zu bringen. daniel dirkes concept

Wie sind Sie zum Reitplatzbau gekommen?
Ich komme ursprünglich aus dem Bereich Unternehmensberatung (und führe dort auch jetzt noch die Auf Kurs GmbH). Wir beraten kleine Unternehmen und Handwerker. Meine Frau ist im Reitsport aktiv und selbständig. Da bekommt man auf der Reitanlage der Familie viel mit.
Interessiert hat mich immer auch, alle Aspekte unter einen Hut zu bekommen: Natürlich muss ein Reitplatz den sportfunktionellen Anforderungen des Pferdes gerecht werden. Aber ein Reitboden muss auch den Reitern gerecht werden. Z.B. in den aktuellen Fragen zur Umwelt. Und gerade auch Stallbetreiber*innen und Reitvereine brauchen wirtschaftlich tragbare Lösungen. Das ist unser Ansatz. Wir versuchen mit einer 360° Beratung alle Bereiche abzudecken und daraus passende Reitplatz Lösungen für unsere Kund*innen zu finden.

Welche Arten von Reitplätzen gibt es?
Grob unterscheiden kann man in Reitplätze mit „vertikaler“ oder „horizontaler“ Entwässerung.

Wie unterscheiden sich diese?
Vertikal entwässert z.B. ein Reitplatz mit Reitplatzmatten (oder Paddockplatten) oder auch ein Ebbe-Flut-Reitplatz. Das überschüssige Wasser wird also nach unten abgeführt. Bei der horizontalen Entwässerung wird das Wasser über die Oberfläche nach Außen geführt. Zweiteres ist in der Erstellung deutlich günstiger, aber pflegeintensiver.

Welche Anforderungen ergeben sich aus den verschiedenen Reitweisen?
Die sind teils sehr unterschiedlich. In der klassischen Reitweise spielt Scherfestigkeit heute eine wichtige Rolle im Wunsch der Kunden. Wobei wir immer Wert darauflegen, dass die Elastizität nicht vernachlässigt wird. Viele Trainings-Reitplätze sind heute in meinen Augen zu fest bzw. haben zu geringe Eintrittstiefen.
In der Westernreiterei gibt es andere Anforderungen. Insbesondere für das Sliding, da hier ein rutschiger Reitboden benötigt wird. Dies stellt oft eine große Herausforderung dar. Denn z.B. beim Cutting muss doch wieder Scherfestigkeit vorhanden sein.
Daraus können Reitvereine und Stallgemeinschaften bereits eine wichtige Erkenntnis ableiten: Wenn man einen Reitplatz bauen möchte, muss man immer Kompromisse für Nutzung, Pflegeaufwand und Wirtschaftlichkeit finden.

Gibt es eine Art „Universalplatz“, der sich für alle Reitweisen eignet?
Jein. Grundsätzlich haben wir z.B. mit Nordsand oder unseren concept Q Reitsanden gute Varianten, die als Natur-Reitsand eingesetzt werden können. Diese sind dann für alle Disziplinen grundsätzlich geeignet. Am Ende des Tages wird die Pflege (insbesondere auch die Reitplatzbewässerung) dann darüber entscheiden, welche Reiter*innen auf welchem Reitplatz glücklich werden.
Es sind ja nicht nur die Reitweisen, auch der Anspruch muss beim Reitplatzbauen berücksichtigt werden. Freizeitreiter*innen wünschen sich anderes als Profis, die ihr Geld damit verdienen.
So bietet z.B. ein Holz-Stick Reitplatz im Freizeitbereich die Möglichkeit, sich ohne großen Pflegeaufwand ganz seinem Hobby widmen zu können.

System Ebbe Flut

Gibt es Lösungen, um einen Reitplatz temporär auch als Paddock nutzen zu können oder funktioniert das nicht?
Entweder muss man dazu den Reitplatz von Anfang an entsprechend bauen oder man muss per Hand viel pflegen. Ersteres bedeutet, dass Paddockplatten bzw. Reitplatzmatten als Unterbau eingesetzt werden. Klassische Trennschichten kratzen Pferde auf dem Paddock auf. Wir haben dennoch Kund*innen, die sich aus Kostengründen für die zweite Variante entschieden haben und dann halt alle paar Tage die Fläche überprüfen und ggf. Löcher händisch wieder schließen. Dennoch hat man dann immer eine Vermischung von Unterbau und Reitschicht.

Sie bieten auch viele Infos für Selbstbauende. Machen Sie sich damit nicht selbst Konkurrenz?
Ein wenig tatsächlich. Aber das ist nicht unser Antrieb. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, eine 100 % ehrliche und faire Beratung zu liefern. Dazu gehört auch die ehrliche Einschätzung, ob ein Komplettbau vom Profi sinnvoll ist oder ein Do it yourself-Reitplatz die bessere Lösung wäre.
Dafür haben wir unser Buch „Reitplatz selber bauen“ (siehe die Buchbesprechung hier bei uns) geschrieben. Wir wollen, dass Selbstbauer teure und unnötige Fehler vermeiden und dann einen guten und günstigen Reitplatz bauen können.

System Ebbe Flut

Was sind die typischen Fehler, die man beim Selbstbau eines Platzes machen kann?
Die Hauptfehler werden fachlich beim nicht passenden Gefälle und bei der Wahl der Materialien für Unterbau und Tretschicht gemacht. Diese Fehler entstehen unserer Erfahrung nach oft dadurch, dass fachfremde Firmen sich überschätzen. Tiefbauer oder Gala-Bauer verfügen über großes Know-how in ihren Bereichen – doch wer noch nie einen Reitplatz gebaut hat, der wird zumindest mehr Fehler machen (oder komplett scheitern).
Darum lautet unser wichtigster Tipp: Das Gefälle muss entsprechend gut geplant und exakt eingebaut werden. Unterbau-Materialien können sich Selberbauende gut und günstig vor Ort besorgen. Bei Reitsand und Tretschicht sollte auf Profi-Qualität gesetzt werden. Sonst wird es unter Umständen teuer und ärgerlich.

Haben Sie schon einmal mit Geovlies als einzigen „Unterbau“ unter der Tretschicht gearbeitet und wenn ja, wie war Ihre Erfahrung damit?
Haben wir nie gemacht, weil wir das seit jeher ablehnen. Ich kann aber von vielen, leidlichen Kundenerfahrungen berichten. Das Trennschicht-Vlies wellt sich auf, wird zur Stolperfalle und/oder es setzt sich zu und lässt kein Wasser mehr durch. Hinzu kommt, dass es oftmals nicht mal günstiger ist als eine ordentliche Trennschicht.

Thema Bewässerung: Ist die wirklich wichtig?
Absolut! Jeder Reitsand kann seine Eigenschaften nur durch den richtigen Wassergehalt entwickeln. Wie hoch der ist, hängt von Anforderungen und Sand ab – aber Fakt ist: Ohne Wasser wird kein Reitsand funktionieren.
Es gibt natürlich Alternativen: So kommen Teppichschnitzel und Holz-Sticks ohne Bewässerung aus. Aber das bezieht sich nur auf die Reiteigenschaften. Heute wird ja auch viel über Staubentwicklung diskutiert. Wer die vermeiden möchte, der muss auch diese Reitplatzbeläge bewässern.

System Ebbe Flut

Welche Art der Bewässerung empfehlen Sie?
Möglichkeiten gibt es viele. Wir verkaufen z.B. einen Bewässerungswagen, der gut funktioniert. Wer das Geld hat, sollte natürlich auf eine Beregnungsanlage mit Computersteuerung vom Profi setzen. Aber auch mit händischer Bewässerung oder per Fass kommt man weit.
Das entscheidende ist immer: Gleichmäßig arbeiten.

Falls man um eine Bewässerung nicht herumkommt, welche Lösung ist in Zeiten von Wasserknappheit die beste?
Wir haben z.B. bei einer eigenen Fläche eine Zisterne verbaut, über die dann bewässert werden kann. Das wird ein Weg der Zukunft sein: Wasser sammeln.
Gleichzeitig testen wir bereits Varianten zur Wasserspeicherung. Hier werden wir noch etwas Geduld haben müssen für Resultate.

Kann man pauschal sagen, was ein Reitplatz kostet? Gibt es hier für verschiedene Größen „über den Daumen“-Preise?
Das ist aufgrund der Vielzahl der Systeme, Reitplatzbeläge, örtlichen Gegebenheiten, Baugrundunterschieden usw. nahezu unmöglich. Ganz grob gesagt kann man sagen: Bei 18 € pro Quadratmeter geht es los und bei 60 € hört es langsam wieder auf. Alles zzgl. 19 % MwSt. wohlgemerkt.

System Ebbe Flut

Wie schaut es aus mit Genehmigungen? Hat man als privater Offenstall überhaupt die Chance, einen Reitplatz bauen zu dürfen?
Das wird tatsächlich immer schwieriger. Zudem ist die Frage je nach Bundesland stark unterschiedlich zu betrachten.

Was kann man tun, wenn eine Genehmigung im ersten Anlauf von Behördenseite nicht erteilt wird?
Wir empfehlen dringend, sich vor dem ersten Anlauf bereits professionelle Hilfe zu holen. Planer und Architekten kennen die Regelungen und können schon im Vorfeld zum Erfolg der Anfrage beitragen.

Welche Pflege benötigt ein Reitplatz täglich, wöchentlich, monatlich und über das Jahr verteilt?
Das hängt stark vom gewählten Reitplatzbelag und auch vom System sowie der Nutzungsintensität ab. Ganz grob gesagt: Reitplätze mit Reitsand müssen regelmäßig glattgezogen und bewässert werden. Teppichschnitzel und Holz-Sticks benötigen deutlich weniger Pflege.
Oft vergessen werden von Reitanlagen die Folgekosten eines Reitplatz. Auch über die sollte man sich im Vorfeld gut informieren.

Wie lange hält ein gut gebauter Reitplatz bei guter Pflege?
Hier sollten wir in Unterbau und Reitplatzbelag unterscheiden. Der Reitplatzbelag ist permanenter Belastung ausgesetzt und „zerreibt“ oder verrottet. Der Unterbau aber kann Jahrzehnte halten. Darum empfehlen wir auch immer in einen ordentlichen Unterbau zu investieren. Das macht sich bezahlt.

Weitere Infos unter www.concept-reitplatzbau.de