Bewegungsanreize für Pferde schaffen – ganz einfach

Bewegungsanreize für Pferde schaffen – ganz einfach

In der freien Natur sind Pferde echte Läufer und legen bis zu 20 Kilometer am Tag zurück, um sich mit Nahrung und Wasser zu versorgen. Bei den meisten Haltungsformen ist dieser wichtige Teil des Pferdelebens jedoch nur in deutlich geringerer Form gegeben. Doch es gibt oft Möglichkeiten, Pferde auch mit wenig Aufwand zur Bewegung zu animieren.

 

Ein gutes, aber aufwändiges Beispiel, wie sich Bewegung in eine Haltungsform bringen lässt, ist das „Paddock Paradies“, das in Europa unter den Namen „Paddock Trail“ bekannt ist. Hierbei werden Laufwege rund um Weidestücke abgesteckt, an denen verschiedene Anreize für die Pferde angeordnet sind, sodass diese sich immer weiter bewegen. Messungen mit GPS-Geräten haben gezeigt, dass Pferde bei dieser Art der Haltung auf Flächen von etwa 1 Hektar am Tag über 10 Kilometer zurücklegen. Allerdings erfordern der Bau der Zäune, der Anreizstationen und der tägliche Betrieb einiges an Aufwand mit den entsprechenden, sich nachziehenden Kosten. Insbesondere im Herbst und Winter sind alle unbefestigten Wege vermatscht und das Abäppeln macht große Mühe. Aber ausgehend von dieser Grundidee, nämlich Wege zu schaffen und diese durch Anreize so attraktiv für Pferde zu machen, dass diese sie auch nutzen, kann man mit einfachen Mitteln auch im eigenen Stall etwas erreichen und so die ersten Schritte zu einer Pferde-gerechteren Haltungsform in Angriff nehmen.

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Funktionsbereiche verlegen

Ein guter erster Schritt wäre, die Funktionsbereiche für Fressen, Trinken und Liegen zu verlegen, sodass zwischen diesen ein gewisser Abstand gegeben ist, der die Pferde dazu zwingt, sich zu bewegen. Hier hängt es natürlich von den baulichen Gegebenheiten ab, die der Stall vorgibt, wie genau so ein Umbau aussehen kann und wie arbeitsintensiv er ausfällt. Eine Wasserleitung zu verlegen bedeutet durchaus Aufwand. Wer aber mit Bottichen tränkt und diese z.B. mit einem Schlauch füllt, kann die Bottiche einfach an einem anderen Ort aufstellen. Das Gleiche gilt auch für die Heufütterung. Je nach Art der Heureichung kann das Heu schlicht an andere Stellen gegeben oder eine Raufe dort aufgestellt werden. So entsteht Abstand zwischen den verschiedenen Bereichen und die Pferde müssen sich bewegen.

 

Mit Zäunen unterstützen

Da Pferde sehr effizient mit ihrer Energie haushalten und unnötige Wege vermeiden, gilt es, die Wegstrecken zu verlängern, um mehr Bewegung zu erzielen.
Das geht mit Zäunen sehr gut. Ein Weidestück oder ein Paddock kann mit einem gesteckten T auch auf kleiner Fläche für Bewegung sorgen. Wenn man nun die Wasserstelle auf der einen Seite des Zauns und Heu auf der anderen anordnet, müssen die Pferde um das T herumlaufen. Zudem bittet diese einfache Zaunhilfe Pferden, die in einer Herde leben, die Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen. Ausgehend davon kann man mit Zäunen kleine Wege als Verbindung  abstecken und so die Weidefläche noch mehr ausnutzen.

 

Trennwände bieten Schutz

Alternativ kann man auch Trennwände aufstellen, hinter denen rangniedrige Pferde Platz finden. Ein dominantes Pferd muss dann erst um die Trennwande herumlaufen, um das rangniedrigere Pferd zu maßregeln. Als Trennwände können feste Bauten zum Einsatz kommen, die aber entsprechenden Bauaufwand und mögliche Probleme bei der Baugenehmigung nach sich ziehen können. Eine Alternative kann ein Stapel Holz sein, einige Totholzstämme oder ein Stück Hecke. Hier sind der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Im Inneren des Stalls lässt sich so eine Trennwand deutlich einfacher errichten und erfüllt dort ihre Funktion.
Achten sollte man jedoch grundsätzlich darauf, dass Trennwände oder Zaunstücke keine Verletzungsgefahr bieten, dass möglichst keine toten Ecken entstehen, in die rangniedrigere Tiere getrieben werden könnten und dass man die Bauten – so möglich - erst einmal provisorisch aufstellt, um sie bei Bedarf noch verändern zu können.

Trennwände

Beobachten ist wichtig

Sobald man eine Weide, einen Paddock oder den Stall auf diese Weise verändert hat, sollte man beobachten, ob auch alle Pferde die Wege für sich erkennen und nutzen. Hier muss man am Anfang schon mal ein oder zwei Pferde am Halfter vom Futter zum Wasser führen. Natürlich sollte man auch im Blick haben, ob es Problemstellen gibt, an dem Pferde sich zum Beispiel in die Quere kommen. Diese gilt es dann, schnell zu ändern, bis man eine gute Lösung gefunden hat.  
Man wird durch solche kleinen Veränderungen gewisse Veränderungen im Verhalten der Pferde beobachten können, da die zusätzliche Bewegung nicht nur grundsätzlich für den Organismus gut ist, sondern auch für Abwechslung im Pferdealltag sorgt. In der kleinen Herde mit sechs Pferden, die wir auf unserem Hof vor dem Bau des Paddock Trails tagsüber auf so einem Weidestück hatten, wurde es ruhiger, weil sich die Pferde aus dem Weg gehen konnten und sie beschäftigter waren, als vorher. Wenn man bedenkt, dass wir dafür in einer halben Stunde ein Zaun-T gesteckt haben, hat sich der Aufwand mehr als gelohnt.