5 Tipps zum richtigen Umgang mit Schwarmwissen

5 Tipps zum richtigen Umgang mit Schwarmwissen

{jcomments on}Es ist eine wunderbare Idee: Statt der, teuer zu bezahlenden, Expertise von Fachleuten bieten Foren und soziale Netzwerke eine schier unerschöpfliche Wissensquelle, die kostenlos und rund um die Uhr bereit steht.
Doch wie zuverlässig funktionieren die Tipps und Tricks aus dem weltweiten Netz tatsächlich?

Franziska R. (Name von der Redaktion geändert) fragt auf Facebook nach den besten Tipps zum Bau eines Reitplatzes. Im Laufe der nächsten Tage erhält sie viele Anregungen, was sie tun müsse, um den perfekten Reitplatz bauen zu können. Jeder, der unter ihrem Beitrag postet, verrät, was sie/er gemacht hat und was Franziska auf keinen Fall tun solle, da sonst alles nicht funktionieren werde.

In einem anderen Fall, der so oder ähnlich fast täglich in sozialen Netzwerken zu lesen ist, geht es um die Frage der richtigen Befestigung von Paddocks und Wegen, oft gepaart mit der Frage nach Erfahrungen zu einem bestimmten Produkt.
Auch hier setzt in aller Regel eine rege Kommentartätigkeit ein, die verschiedene Lösungen bietet, davon berichtet, dass man selber total zufrieden oder unzufrieden mit einem Produkt ist bzw. das ein bestimmtes Produkt gut oder schlecht ist.

Nachfrage ist wichtig

Man sieht schon an diesen beiden Beispielen, wie schwierig Schwarmwissen sein kann, da der Wunsch nach einer eindeutigen Antwort oft unbefriedigt bleibt. Logisch, denn meistens antworten hier keine ausgewiesenen Experten, sondern Menschen, die von ihren Erfahrungen berichten. Das ist gut und kann sehr hilfreich sein, denn wenn jemand mit einem Produkt eine schlechte oder gute Erfahrung gemacht hat, kann mir das als Fragendem ja eine Richtung weisen. Hier zeigt sich aber auch das große Problem von Schwarmwissen: es ist of unspezifisch und wenig vergleichbar. Warum? Nun, nehmen wir das Beispiel Paddockplatte: Auf die Frage, ob Produkt XYZ gut ist kommen, je nach Hersteller mehr oder minder viele Antworten in die eine oder andere Richtung. In aller Regel wird aber gar nicht geklärt, was „gut“ bedeutet? Noch weniger wird nachgefragt, wie denn die Bedingungen beim Fragenden überhaupt sind? Eine Platte, die im norddeutschen Sandboden bestens funktioniert und demnach „gut“ ist, könnte im Mittelgebirgsmatsch völlig versinken. Es gäbe noch viele weitere Punkte, die es zuerst zu klären gäbe, bevor man zu einer Empfehlung von gut oder schlecht gelangt. Die Rahmenbedingungen sowohl beim Fragenden als auch beim Empfehlungsgeber sollten also eigentlich immer geklärt und miteinander verglichen werden, um die Relevanz einer Aussage feststellen zu können.
Zudem kommt eine weitere Problematik ins Spiel: In wie weit kann ich aus der Ferne als Laie beurteilen, wie die Situation beim Fragenden vor Ort ist? Wäre nicht eine Besichtigung vor Ort unerlässlich, wie es bei jeder Baustelle üblich ist, um daraus erst eine Empfehlung abzuleiten?

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Risikoabwägungen

Es ist immer gut, sich Eindrücke und andere Meinungen einzuholen, aber gerade bei größeren Vorhaben ist es wichtig, diese als Projekt oder Baustelle zu betrachten, bei der entsprechendes Fachwissen erforderlich ist, um sicher zu einem gutem Ergebnis zu gelangen.
Klar, man kann auch ohne all das durchaus zu erfolgreichen Projekten kommen, zum Beispiel weil man unbewusst das Richtige getan hat oder einfach Glück hatte. Aber letztlich hilft einem eine professionelle Beratung dabei, die Wahrscheinlichkeit zu steigern, dass alles so funktioniert, wie gewünscht. Und wenn dem doch nicht so ist, hat man einen Ansprechpartner, bei dem man reklamieren kann.
Logisch, dass so etwas nicht kostenlos erfolgt, aber das gilt es für jeden selber abzuwägen, welches Risiko man eingehen möchte. Wer über die nötigen Erfahrungen verfügt, bei seinen Plänen mit einkalkuliert, dass Dinge sich wieder zurückbauen lassen können, um sie zu korrigieren, der kann mit Schwarmwissen auch ohne teure Beratung zum Erfolg kommen. Zudem gilt: Je kleiner das Projekt und Risiko, desto eher kann man auf Anregungen von außen vertrauen, weil der zu erwartende Schaden nicht allzu groß ausfallen wird.

 

Wer war´s?

Wer das Wissen des „Schwarms“ anzapft stellt sich häufig leider nicht die Frage nach der Verantwortlichkeit. Bei einer bezahlten Beratung ist das klar geregelt, aber wenn jemand sagt, die Paddock-Platte ABC ist super und am Ende ist sie das gar nicht, was ist dann zu tun? Oder der Reitplatz, bei dem man alle Empfehlungen seiner Facebook-Kontakte befolgt hat, steht von September bis April unter Wasser und lässt sich von Mitte Mai bis Mitte August wegen der starken Staubentwicklung nicht nutzen. Wer übernimmt hier die Verantwortung?

Der richtige Umgang mit Schwarmwissen

Wie schon erwähnt, sind externe Anregungen und Erfahrungen wichtig, oft richtig und können sehr hilfreich sein. Man sollte dabei aber auf einige Dinge achten:

Situation vergleichen

Um eine Aussage oder einen Erfahrungsbericht einordnen zu können, ist die Vergleichbarkeit extrem wichtig. Was für den einen funktioniert, muss für jemanden anderes noch lange nicht klappen.

Nach Alternativen schauen

Gerade bei Fragen nach „der besten Lösung“ für ein Problem erhält man oft sehr einsilbige Antworte a la „Nimm die, die ist super“. Logisch, dass man das genauer hinterfragen sollte und dann auch einen Blick auf Alternativen wirft. Benötige ich die Funktionsmöglichkeiten der gepriesenen Lösung überhaupt oder könnten es auch weniger sein? Oder brauche ich im Gegenteil noch mehr davon?

Objektivität prüfen

Nicht immer wird klar, wer hinter einer Empfehlung steckt. Man hat schon von Herstellern/Händlern gehört, die im Internet die Produkte des Mitbewerbers schlecht machen und/oder die eigenen in den Himmel loben. Meistens geschieht das nicht offensichtlich und direkt, sondern über Mitarbeiterprofile oder Agenturen, die solche Services anbieten. Man sollte also immer versuchen, die Objektivität zu hinterfrage, indem man z.B. schaut, ob es auch von anderen Stellen ähnliche Empfehlungen gibt.
Eine gute Informationsquelle können Medien sein,  wobei hier ebenfalls ein genauer Blick lohnt, wer z.B. häufig dort Werbung schaltet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber es soll durchaus Zusammenhänge zwischen Werbebudgets und Testurteilen geben.

Risikoabwägung

Je größer das Projekt, desto mehr Verantwortung muss abgesichert werden. Man sollte sich beim Reitplatzbau also nicht nur auf Empfehlungen aus dem Netz verlassen, hier ist Fachwissen gefragt. Bei der Empfehlung für ein Führhalfter ist das Risiko gering und im Falle einer falschen Empfehlung schnell zu korrigieren.

Im Zweifel zum Profi

Zeigt sich bei der Risikoabwägung, dass ein Projekt große Hürden aufweist, sollte man mit Profis zusammenarbeiten. Das Geld, was diese Beratung zusätzlich kosten, spart man meistens langfristig, weil das fertige Projekt am Ende dann auch so funktioniert, wie gewünscht. Und bei Problemen hat man beim Profi eine Gewährleistung.