Gallagher Line-Post – der mobile Festzaun im Test

Gallagher Line-Post – der mobile Festzaun im Test

Beschäftig man sich mit dem Thema Zaunbau für Pferde, scheint auf den ersten Blick alles klar zu sein. Es gibt Festzäune aus unterschiedlichem Pfostenmaterial, teils mit Litzen/Bändern oder mit Querlattung und es gibt mobile Zäune, die sich leicht auf- und abbauen lassen. Mit seinem Line-Post-System hat Gallagher nun die Vorteile beider Zaunarten kombiniert. Country-Reiten-Magazin hat in der Praxis getestet, wie sich der Zaun bewährt.

Während die Materialauswahl für Festzaunpfosten recht groß ist, landet man bei einfach zu versetzenden Zaunsystemen schnell bei Kunststoffpfählen. Diese bieten einige Vorteile, denn neben einem günstigen Preis lassen sie sich einfach setzen und auch nachträglich ohne Werkzeug wieder herausziehen. Darin liegt aber auch ihr großer Nachteil, denn heftiger Wind und/oder feuchten Boden lassen die Pfähle schnell schief stehen oder sogar umkippen. Zudem wird das Material nach einigen Jahren spröder und neigt zum schnelleren Brechen.
Festzäune sind natürlich deutlich robuster und stabiler, wobei sich das auch im Preis um im Aufbauaufwand niederschlägt. Zudem kann es sein, dass ein neuer Festzaun eine Genehmigung erfordert, die gerade im Außenbereich nicht immer leicht zu bekommen ist.

 

Für das Line-Post-System gibt es verschiedenes Zubehör, wie diese Pfahlramme von Gallagher.


Genau an dieser Stelle kommt Gallaghers neues Zaunsystem ins Spiel. Die isolierten Line-Post sind ebenfalls aus einem flexiblen, aber dennoch robusten Kunststoff gefertigte Zaunpfähle. Ihr Polyethylen-beschichteter Kern besteht aus Glasfaser und die Beschichtung soll gegen UV-Strahlen geschützt sein. Die Form bietet verschiedene Verwindungssperren und Stabilisierungselemente, zudem befindet sich nach dem Einbau ein deutlich längerer und widerstandsfähigerer Teil des Pfostens in der Erde, was für guten Halt sorgt. Die Kombination aus Glasfaser und Kunststoff macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Die Line-Posts gibt es in zwei Längen: 140 cm und 190 cm. Wir haben uns für den Einsatz im Pferdebereich für die längere Version entschieden.

Aufbau
Die Pfähle besitzen eine strukturierte Oberfläche, die für Verwindungssteifigkeit sorgt und gleichzeitig den ansteckbaren Band- oder Litzenhaltern ausreichend Halt gibt.
Die Pfahlspitze bietet ebenfalls eine spezielle Form, die zum einen ein leichtes Eindringen in den Boden garantiert und zum anderen für ausreichenden Halt sorgt. Bei Festzäunen gilt die Faustregel, dass 1/3 des Pfahls im Boden stecken sollen und der Rest „Nutzlänge“ ist. Beim Gallgher-Line-Post befinden sich ca. ¼ der Pfostenlänge unter der Erde, was ein guter Kompromiss zwischen gutem Halt und einfachem Ausbau ist. Eventuell sollte man jedoch Eckpfosten mit anderen Zaunpfählen gestalten.

Haltbarkeit
Der Zaun ist nun seit einigen Monaten im Einsatz, insofern kann ein Urteil in Bezug auf die Haltbarkeit natürlich nur eine erste Einschätzung darstellen. Nach einem ersten Winter mit vielen Stürmen dürfte sich in der Praxis zeigen, ob sich die bisher sehr gute Standfestigkeit auch tatsächlich bei Sturm und nassen Böden bestätigt. Ich gehe derzeit jedoch fest davon aus, da der Zaun auch unter Frühjahrs- und Sommerbedingungen ausgesprochen stabil steht. Interessant dürfte es sein, den Zaun in drei bis vier Jahren erneut zu betrachten, denn das ist normalerweise der Zeitraum, in dem günstige weiße Plastikzaunpfähle ihre Elastizität verlieren und schnell zum Abbrechen neigen.
Gallagher selbst gibt dem Zaun eine Produktgarantie von 10 Jahren und schätzt die Lebensdauer sogar auf mindestens 25 Jahre. Wir lassen uns überraschen.

 

Die Pfostenspitze lässt sich gut in den Boden einführen und bietet trotzdem aber ausreichenden Halt.

Zubehör
Gallagher bietet rund um das Line-Post-System einiges an Zubehör an, mit dem sich die Pfosten sehr schnell setzen und bei Bedarf aus der Erde herausziehen lassen. Wirklich hilfreich ist die Ramme, die man über einen Pfosten stülpt und diesen dann mit einigen Schlägen in den Boden treibt. Mithilfe des Universal-Pfahlhebers und dem entsprechenden Aufsatz für die Line-Post lassen sich diese mit wenig Kraftaufwand aus dem Boden ziehen. Die Verarbeitungsqualität des kompletten Zubehörs ist, wie man es von Gallagher kennt, erstklassig und auch die Funktion ist einfach und effizient, wie man es sich wünscht. Allerdings ist der Preis von 155,- Euro für den Pfahlheber doch sehr hoch, zumal der Aufsatz noch einmal mit 14,90 Euro ins Budget schlägt.

 

Der Postenheber ist ein nützliches Werkzeug, um die Zaunpfähle wieder aus dem Boden zu ziehen, er reißt jedoch ein großes Loch ins Budget.

Preise
Die Preise der einzelnen Systemkomponenten liegen bei:
Gallagher Isolierter Line-Post 1,40 m (4 Stück) - 40,00 EUR
Gallagher Isolierter Line-Post 1,90m (4 Stück) - 49,99 EUR
TurboLine Breitband - Clip für Line-Post (40 mm) (12 Stück) - 15,99 EUR
Ramme für Line-Post - 40,00 EUR
Universal Pfahlheber - 155,00 EUR
Line-Post Pfahlheber-Adapter - 14,99 EUR

Und lohnt sich das?
Auf den ersten Blick erscheint der Line-Post-Zaun von Gallagher recht teuer, denn ein Pfosten liegt dort bei 12,50 Euro, ohne jegliches Befestigungsmaterial für Litzen oder Bänder. Allerdings sollte man dabei im Hinterkopf behalten, dass Gallagher eine Garantie von 10 Jahren gewährt und eine Lebensdauer von mindestens 25 Jahren anpreist, was den Preis durchaus relativiert.

 

Die Halte-Clips für Bänder oder Litzen lassen sich einfach auf die Line-Posts aufstecken und bieten mit ihren gummierten Innenseiten einen sicheren Halt.

Ein Vergleich mit anderen mobilen Zaunlösungen fällt aufgrund der einzigartigen Konzeption des Gallagher-System schwer. Es gibt natürlich günstige mobile Weidezäune, die man mit einfachen Kunststoffpfählen bauen kann. Diese gibt es schon für unter 2,- Euro Stückpreis, jedoch sind sie qualitativ nicht mit dem Gallagher-System zu vergleichen. Interessant wird es, wenn man auf T-Pfosten aus Metall schaut, die – ebenfalls ohne jegliches Befestigungsmaterial – zu Preisen knapp unter 6,- Euro gehandelt werden. Metall ist natürlich ein sehr robustes Material, jedoch ist bei den günstigen Pfählen zu beobachten, dass die Beschichtung sehr schnell unter dem Einfluss von UV-Strahlung leidet und verblasst, sodass sich Roststellen bilden können. Gegenüber den Gallagher-Pfosten haben T-Pfosten ein höheres Verletzungsrisiko. Hier können die Line-Posts aufgrund ihrer Konstruktion Pluspunkte für sich sammeln, genau wie in Sachen Mobilität. Zwar lassen sich T-Pfosten auch mit einem Pfostenheber ausbauen und mit einer Ramme wieder einbauen, aber im direkten Vergleich geht das mit den Line-Posts doch deutlich besser und schneller. Zudem werden T-Pfosten aus Metall eher zu den Festzäunen gezählt, was zu Schwierigkeiten bei der Genehmigung führt, Kunststoffpfosten gelten eher als mobile Zäune und sind demnach zum Beispiel für Stallbetreiber von Interesse, die keine Genehmigung für einen Zaun bekommen oder eine Fläche nur gepachtet haben.
Toll wäre es, wenn Gallagher für größere Zaunsysteme noch entsprechende Rabattierungen in seinem Shop anbieten würde

Fazit
Der Gallagher-Zaun kombiniert tatsächlich die Vorzüge von mobilen und festen Zäunen und das macht ihn sehr interessant. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pfosten im Laufe der Jahre entwickeln werden, was den witterungsbedingten Verschleiß angeht, aber nach der ersten Testphase während der trockenen Frühjahrs- und Sommermonate können wir der Lösung schon jetzt eine hohe Funktionalität und Praxistauglichkeit bestätigen, die jedoch auch ihren entsprechenden Preis hat.