Extreme-Trail Pauwels – Herausforderung für Pferd und Reiter

Extreme-Trail Pauwels – Herausforderung für Pferd und Reiter

Im Siegerland bei Hilchenbach gibt es eine besondere Attraktion für Reiter: der Extreme-Trail Pauwels lädt zu besonderen Erfahrungen ein. Wir haben Betreiberin Noémie Pauwels einige Fragen gestellt.

 

Erzählt unseren Lesern doch etwas über euch und euren reiterlicher Hintergrund.

Noémie Pauwels: „Ich war schon immer gern draußen zu Pferd unterwegs. Bereits mit 14 schloss ich einige Prüfungen an der Deutschen Wanderreiterakademie unter der Leitung von Herbert Fischer ab und wurde im Zuge dessen mit Naturhindernissen (Steilhängen, Bächen, Brücken) konfrontiert. Um meinen Berufswunsch weiter zu verfolgen, folgte mit 16 ein berufsfindendes Praktikum auf der Miller Ranch in Arizona an. Mit den Missouri Foxtrottern stellten sich im Sonoran Desert dann gleich ganz andere Herausforderungen. Verfeinert habe ich mein Können mit meinem österreichischen Trainer Hans Ollmann, mit dem ich feines Horsemanship praktizieren lernte. Zum Extreme-Trail selbst bin ich 2010 über eine Bekannte gekommen. Sie hatte mir Videos von Mark Bolender (mehrfacher  National Champion im Extreme-Trail) geschickt und schnell war klar: das möchte ich auch können! Seit einem Kurs in 2011 besteht reger Kontakt zu Mark Bolender und seinem Team. Ein Jahr später kam die Einladung bei ihm in Washington eine Trainerausbildung zu absolvieren. Dachte ich bisher, ich hätte eine feine Art in der Kommunikation mit Pferden, so konnte ich hier lernen, dass es fast NICHTS bedarf, um dies zu tun. Dieses Erlebnis und Wissen möchte ich nun gerne weitergeben. Zudem habe ich bei der Kölner Pferdeakademie eine Ausbildung zur Pferdefachwirtin abgeschlossen.“

 

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Wie sieht euer Hof aus und nach welchem Konzept arbeitet ihr?

Noémie Pauwels: „Wir betreiben eine Hobbyzucht von Missouri Foxtrottern und haben neben dem Extreme-Trail-Park auch private Offenställe. Wir arbeiten nach dem Horsemanship-Pauwels-Konzept. Ich bin die einzige Level-3-Ausgebildete von Mark Bolender und habe zum Jungpferdestart ein eigenes Konzept entwickelt.“

 

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Bekannt seid ihr ja für euren Extrem-Trail. Was genau ist das?

Noémie Pauwels: „Der Extreme-Trail ist eine Reitweisen- und Rassen-übergreifende Disziplin, die ihren Weg aus dem Nordwesten der USA zu uns nach Europa gefunden hat. Hier überwinden Pferd und Mensch gemeinsam anspruchsvolle Naturhindernisse, wie sie beispielsweise im Gelände der Rocky Mountains vorkommen.
Anders als bei anderen Disziplinen befinden sich diese Herausforderungen nicht auf einem großen Areal oder einer langen Geländestrecke verteilt, sondern in eigens für diese Disziplin angelegten Extreme-Trail-Parks. Hier finden sich die verschiedensten Herausforderungen: von Baumstämmen und Felsen über Wasserdurchritte bis hin zur Hängebrücke sind alle Hindernisse, die man sich nur vorstellen kann, vorhanden. Die Hindernisse sollten auf mehrere Wege zu lösen und in verschiedenen Kombinationen anzureiten sein, so dass sich für Pferde und Menschen eines jeden Ausbildungsstandes sowohl Einstiegshindernisse als auch wahre Herausforderungen finden. So bietet ein Extreme-Trail-Park bietet für Mensch und Pferd einen sicheren Übungsraum für alle nur erdenklichen Geländesituationen.
Bei der Arbeit an den Hindernissen geht es vor allem um eine feine Kommunikation zwischen Pferd und Mensch. Das gegenseitige Vertrauen zwischen beiden wird enorm aufgebaut und gefördert. In einer Turniersituation wird neben der Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter viel Wert auf das exakte Lösen der Hindernisse gelegt. Hierbei ist die richtige Basis entscheidend. Alle Hindernisse werden zuerst vom Boden aus erarbeitet und erst dann geritten, wenn das Pferd die Hindernisse ruhig überquert. Bis dahin hat das Pferd gelernt neue Herausforderungen gelassen anzugehen und sich seinen Weg durch die Aufgabe zu suchen. Sowohl Pferd, als auch Mensch wissen nach der Arbeit am Boden bereits, dass sie sich auf einander verlassen können und keine Aufgabe unlösbar ist. Das Ziel im Extreme-Trail ist es, sein Pferd als zuverlässigen Partner und Freund zu gewinnen, auf den man sich in jeder Situation verlassen kann.“

 

Wie ist die Idee zu eurem Extreme-Trail entstanden?

Noémie Pauwels: „Der Extreme-Trail mit seiner Philosophie und seinen Zielen fügt sich perfekt in meinen Lebenstraum, mit Pferden zu arbeiten, ein. So hilft er mir als Trainerin, meine Schüler und ihre Pferde einander noch näher zu bringen. Für reine Freizeit- und Geländereiter bietet der Trail einen Anlass, bei dem feines Reiten und ein durchlässiges Pferd erforderlich sind. Auch für unsere Missouri-Foxtrotter-Zucht und die damit einhergehende Jungpferdeausbildung ist der Extreme-Trail nicht mehr wegzudenken. Wer America’s Trailhorse Number One - den Cowboy’s Rolls Royce - züchtet, sollte auch eine Möglichkeit haben, exzellente Trail-Pferde auszubilden. Zuletzt macht die Arbeit im Extreme-Trail nicht nur Spaß, sondern macht auch süchtig.“

 

Wie habt ihr das geplant?

Noémie Pauwels: „Das Grundkonzept stammt von Mark Bolender, der in 10 Tagen schier unvorstellbares geleistet hat! Alle Erweiterungen stammen von mir.“

 

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Wie erfolgte die Umsetzung?

Noémie Pauwels: „Eine Gartenbaufirma hat die Vorbereitungen übernommen. Wir haben dann mit freiwilligen Helfern und unserer Familie gut drei Monate im Voraus gearbeitet, bevor dann der heutige Trail innerhalb von 10 Tagen im April 2015 zusammen mit Mark und Lee Bolender gebaut wurde.“

 

Was hat der Bau gekostet?

Noémie Pauwels: „Mittlerweile liegen die Investitionen schon im sechsstelligen Bereich.“

 

Wie habt ihr das genehmigt bekommen? Ich kann mir vorstellen, dass das im Außenbereich bestimmt nicht einfach ist?

Noémie Pauwels: „Im Außenbereich ist sowas gar nicht machbar! Wir haben drei Jahre mit der Politik gekämpft und versucht, einen Bebauungsplan für ein landwirtschaftliches Grundstück aufzustellen. Leider haben wir das aufgeben müssen. Der Betrieb eines Extreme-Trail-Parks ist eine gewerbliche Tätigkeit, die nicht unter den Punkt Landwirtschaft fällt. Da wir vorhatten, eine Menge zu investieren und einen einmaligen Allwetterpark wie bei Mark Bolender zu bauen, kam für uns ein „wir bauen mal einfach und warten bis sich jemand beschwert“ nicht in Frage.
Also musste der Park in ein Gewerbegebiet! Es war jedoch gar nicht so einfach, ein passendes Gewerbegrundstück für so etwas zu bekommen, da nicht viel Gewerbesteuer für die jeweilig Stadt anfällt. Letztendlich konnten wir ein passendes Gewerbegrundstück von privat pachten. Das lag brach, die Stadt war froh über die neue Nutzung und dank der tatkräftigen Unterstützung der Stadt Hilchenbach lag die Genehmigung nach etwa sechs Monaten vor.

 

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Welche Hindernisse gibt es auf eurem Trail?

Noémie Pauwels: „Da findet sich alles Erdenkliche, angefangen bei Steinfeldern und Baumstämmen  (Crossbucks, Fan, Scramble, Windbruch und ähnliche) über Schluchten und Gräben, Stufen sowie Podeste (Turn-Around-Box und Cake-Box). Wir haben auch verschiedene Brücken, die sowohl in niedrigen Ausführungen vorhanden sind, aber auch bis zu 4 m hoch sind. Dann gibt es bewegte Hindernisse wie Wippen, die Hängebrücke oder die Rolling-Bridge, Balance- Beams in Form von Holzhindernissen und Hochgraten, bzw. Trampelpfaden. Wir haben einen Back-Through und Sidepass und natürlich auch Wasser als stehendes und fließendes Gewässer sowie als Waterbox.“

 

Was ist der Favorit von Nutzern und Pferden bei den Hindernissen?

Noémie Pauwels: „Da gibt es keinen Favoriten, es ist ganz unterschiedlich, genau wie es auch die Teilnehmer, Pferderassen und Reitweisen sind. Für viele wird aber oft das Hindernis zum persönlichen Favoriten, was am Anfang noch ganz schwer gefallen ist. Hat man es dann geschafft, ist man entsprechend stolz. Die spektakulären Hindernisse liegen aber sicher recht weit in der Beliebtheit vorn.“

 

Was bietet ihr für Reiter an und welche Kosten sind damit verbunden?

Noémie Pauwels: „Wir haben Einzelstunden im Angebot (45 €/60 min), Gruppenstunden (35 €/60 min), Halbtageskurse (90 €/3 h), Tageskurse (140 €/6 h), Zweitageskurse (240 €/insg. 12 h), sowie individuelle Angebote und Specials (Ladies-Special, Vollmond-Trail etc.). Bei den Tages- und Zweitageskurse sind neben einem warmen Mittagessen auch Getränke im Peis inbegriffen.

 

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Sollte man bei euch reservieren und darf man den Trail frei nutzen?

Noémie Pauwels: „Das ist zu empfehlen, je nach gewünschter Woche und Monat sind wir schon gut gebucht. Wochenenden sind derzeit erst wieder ab Mitte November verfügbar. Kurse für private Gruppen, Vereine und Rasseverbände sind selbstverständlich möglich. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass der Park aus versicherungstechnischen Gründen nicht ohne Unterricht/Kurs und Aufsicht genutzt werden kann! Eine Kursteilnahme bei anderen Trail-Kursen/Parks gilt für unsere Versicherung nicht als ausreichend.
Wenn alle Hindernisse sicher vom Boden und unter dem Reiter erarbeitet wurden, ist eine Teilnahme an den offenen Trainingstagen möglich. Hier ist selbstverständlich auch eine Aufsichtsperson zur Unterstützung vor Ort, man kann sich jedoch alleine mit seinem Pferd im Park bewegen.“

 

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Habt ihr einen Tipp für andere Reiter, die sich ein Hindernis bauen möchten?

Noémie Pauwels: „Sicherheit! Sicherheit! Sicherheit! Auf eine deutsche statische Berechnung von hohen Brücken, Hängebrücken und Co., stabile Baumaterialien und eine solide Verarbeitung mit abgeschrägten Kanten legen wir – auch in unserem Park – mega viel Wert! Für kleine Hindernisse die unbeweglich und nah am Boden gebaut sind, benötigt man natürlich keine Statik, aber auch hier sollte man nichts aus alten Paletten oder Bauabfällen basteln.“


Weitere Infos unter www.extreme-trail-pauwels.de