Stall-Portrait:  Paddock-Trail auf Anthisberg

Stall-Portrait: Paddock-Trail auf Anthisberg

Karin Pfeifer-Rockenfeller betreibt im Nordpfälzer Bergland einen Stall mit Paddock-Trails und erzählt in unserer neuen Serie „Stall Portrait“ vom Leben und Arbeiten auf ihrem Hof.

Stell uns doch bitte kurz deinen Stall vor: Konzept & Art der Pferdehaltung, Größe, Pferdezahl, Weide- und Wiesenflächen, bevorzugte Reitweisen etc.

Wir halten unsere Pferde in Kleingruppen mit vier bis sechs Pferden in Trails. Im „alten“ Trail stehen die Pferde einer privaten Haltergemeinschaft. Es sind Tiere von Familie und Freunden, die aus dem „üblichen“ Rahmen der Brauchbarkeit gefallen sind und bei uns nun ein Zuhause gefunden haben. Das Durchschnittsalter dieser Gruppe liegt derzeit bei über 21 Jahren.
Im neuen Trail stehen Pensionspferde. Seit 2015 gibt es noch den Zwergen-Trail, wo die Shettland-Ponys wohnen.
Die Idee des Trails ist, auf wenig Platz viele Bewegungsanreize zu geben. Um sich mit allen Bedürfnissen versorgen zu können, müssen sich die Pferde z. B. von der Futterstelle zum Wasser oder zu anderen Bereichen mit Annehmlichkeiten (Salz, Mineralien, Bürsten, Liegeplätze …) bewegen. Es gibt Liege und Fressbereiche, ebenso drainagierte und natürliche Flächen. Die Pferde können durch Matsch gehen, müssen aber nicht darin stehen. Im Sommer können die Pferde auf Wunsch auch ganztägig auf Weiden mit Unterstand stehen. Heu wird „ad libidum“ in Netzen gefüttert. Kraftfutter durch die Einsteller nach Arbeit und außerhalb der Gruppe gegeben.
Das Angebot richtet sich ausschließlich an Freizeitreiter und ist wegen der Integration der Tiere in eine feste Gruppe auf langfristige Unterstellung ausgerichtet.
Zurzeit haben wir über zehn Tiere sowie Hengste in Paddock-Boxen. Für die Pensionspferde stehen ca. vier Hektar Weiden zur Verfügung, die von unseren Skudden (alte Hausschafrasse) nachgeweidet werden.

 

Wie spiegelt sich deine Haltung gegenüber Pferden in deinem Stall wieder? Wirkt sich das auf die Art der Pferde-Haltung?

Unsere Haltung gegenüber Pferden hat uns zu diesem Konzept gebracht. Von Kindsbeinen habe ich mich mit der Sicht auf das Pferd als Sportgerät schwer getan (Dies war in den 1970er Jahren leider die fast einzige Art). Ich konnte die ganze Entwicklung der Freizeitreiterei und die Etablierung der heute verbreiteten Pony-und Kleinpferdrassen hautnah miterleben.
Die Lektüre von W. Müssler und der Kontakt zu Rolf Becher, E v. Neindorff und weniger namhaften Reitmeistern zeigten, dass die Achtung vorm Pferd durchaus mit leistungsorientiertem Reiten vereinbar sein kann. Die Mitgliedschaft in der VFD brachte mich mit ähnlich denkenden Menschen zusammen.
Für mich war stets selbstverständlich, dass ich als Tierhalter die Bedürfnisse meines Tieres im Auge haben muss. So hatten wir seit 1993 einen Stall mit Laufgängen, um Vertritt in Grenzen zu halten und den Bewegungsbedarf der Tiere zu befriedigen.
Daraus hat sich der Trail im Laufe der Jahre entwickelt und entwickelt sich immer weiter.
Wir hatten in über 30 Jahren Pferdehaltung drei Koliken und zwei nennenswerte Verletzungen. Es gibt kaum Probleme mit Atemwegsbeschwerden, keine Verschlechterung von Arthrosen und einige Pferde, die bei guter Gesundheit weit über 30 Jahre wurden und friedlich einschliefen, ein Pony wurde mehr als 43 Jahre alt.
Seit der Zusammenarbeit mit Burkhard Rau von der Rheinischen Hufbeschlagsschule sind die Pferde hier zu guten bis sehr guten Barhufern geworden (bei längeren Ritten werden aber teilweise auch Hufschuhe verwendet).
Meine Einstellung folgt dem Grundsatz „Wo Wissen endet, beginnt Gewalt”. Sie spiegelt  die eigene Einstellung zu Tieren in der Haltung und deren Umgang und Arbeit. Ist das anders - dann läuft etwas schief!

 

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Welche Pläne und Wünsche hast du für deinen Stall?

Meine Pläne: gesund bleiben und dies noch lange so machen können. Dazu möchte ich gerne  tierliebe und halbwegs intelligente, also ganz normale, Menschen um mich herum haben, die wissen, dass der Umgang mit Natur und Kreatur das Wertvollste ist und Achtung verdient.

 

Wie würde dein Traum-Stall aussehen?

Ich habe mir meinen Traumstall mit unserem Stall und dem neuen Trail erfüllt. Es ist unser Lebenswerk!

 

Wie sieht ein Tagesablauf in deinem Betrieb aus?

Der Tagesablauf ist saisonabhängig, beginnt aber mit Füttern und der Stallarbeit, bzw. der Weidekontrolle. Das wiederholt sich am Abend noch einmal. Dazwischen erledige ich all die anderen notwendigen Dinge.

 

Welche Maschinen setzt du in deinem Stall ein?

Im Einsatz sind ein 45 PS Schlepper, ein Unimog 411 und ein Kompaktlader.

 

Welche Ausbildung hast du selber als Stallbetreiber?

Ausbildung Pferde-bezogen: Trainer-B-Lizenz, „Reiten als Gesundheitssport“, „Holzrücken mit Pferden“, Reit-Longier- und Fahrabzeichen, Pferdefachwirt KPA

 

Welche Fortbildungen hast du schon besucht?

Fortbildung: regelmäßige Fortbildungen bei Sportbund, Pferdesportverband, Pferdakademie, Weideseminare Renate Vanselov, Webinare v.K.Kreling, Wuweihof, Nadine Hewer, Austausch mit anderen pferdeorientierten Fachmenschen, Zusammenarbeit mit Rheinischer Hufbeschlagsschule. Ich sage immer: „Wer stehen bleibt geht rückwärts“.

 

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Welche eigenen Angebote bietest du an (Reitunterricht, Seminare, Ausritte etc.)?

Neben der Unterbringung von Pferden nach deren Bedürfnissen biete ich auch Bodenarbeit und Unterricht sowie Hilfe in Alltags-und Problemsituationen mit dem Pferd an. Der Unterricht findet nicht nur auf dem Platz statt, sondern auch im Gelände. Ich begleite auch gerne bei Ausritten. Für Pferde in Arbeit führe ich Rationsberechnung durch und betreue die Pferde bei Tierarztbesuchen  und Hufbearbeitung. Ein Fahrdienst im Notfall ist natürlich auch klar. Wenn Wanderreiter zu mir kommen wollen, habe ich Platz für bis zu vier Personen. Außerdem bin ich ehrenamtlich im Rehborner Reiterverein engagiert.

 

Hast du ein Qualitätsmanagement in deinem Stall? Wie stellst du sicher, dass alles gut läuft?

Kein Qualitätsmanagement im Sinne von Normen. Wir hinterfragen täglich das eigene Tun und achten auf Kritikfähigkeit im Dialog mit den Kunden.

 

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Ist dein Stall ein Hobby, Nebenerwerb oder musst du davon leben? Wie kannst du für dich eine Wirtschaftlichkeit erzielen?

Die Pferdehaltung ist zusammen mit der Zucht von Skudden ein landwirtschaftlicher Nebenerwerb.

 

Was zahlt man als Einsteller bei dir pro Pferd und Monat und was ist darin enthalten?

Shetty zahlen 120,- Euro, bei anderen Pferden nehmen wir einen Grundpreis von 140,- Euro und pro Centimeter Stockmaß  einen weiteren Euro. Bei einem 145er-Stockmaß-Pferd sind es dann also 285,- Euro.

 

Weitere Infos unter www.anthisberg.de