Regina Horn – mentales Reiten

Regina Horn – mentales Reiten

Regina Horn ist Trainerin und Coach. In ihren Seminaren zeigt sie, was mentales Reiten bedeutet und wie man damit nicht nur besser reiten kann, sondern auch, wie sich damit Ängste lösen lassen und wie man wieder Vertrauen zu seinem Pferd bekommt.

Seit 1999 arbeitet Regina Horn als Trainerin und Coach für Mitarbeiter und Führungskräfte und seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Stressbewältigung, Stressprävention und Mentaltechniken.
Das Mentaltraining für Reiter und Pferdemenschen entstand aus ihrer eigenen Not heraus. „Ich suchte nach einigen Stürzen mit meinem alten Pferd nach einem Weg, wieder angstfrei reiten zu können. Da habe ich vieles probiert und am eigenen Leib erleben können, was ich jetzt leidenschaftlich gerne an andere Pferdemenschen weitergebe. Mein „Mental-Reiten-Konzept“ ist eine bunte Mischung vieler Ansätze und mentaler Techniken, die mir geholfen haben. Die Rückmeldungen und Nachfragen aus der Reiterwelt sind toll und ich freue mich, dass ich eher durch Zufall einen beruflichen Wirkungskreis dazubekommen habe, in dem ich mich auch privat super gerne bewege.

 

Was kann ich mir unter „Mentalem Reiten“ vorstellen?

„Beim mentalen Reiten geht es um das Training neuer positiver Denkwege für bekannte, oft negativ belegte Situationen. Unser Gehirn wird trainiert anders mit einer Situation umzugehen als bisher. Wir prägen somit eine neue Verhaltensroutine.“

 

Wie genau funktioniert das?

„Vereinfacht gesagt, schreiben wir für unser Gehirn ein neues Drehbuch. Die Wissenschaft belegt, dass es unserem Gehirn egal ist, ob wir eine Sache tatsächlich tun oder uns diese nur intensiv vorstellen. Der Lernprozess ist nahezu identisch. Hat unser Gehirn also zum Beispiel durch einen Sturz gelernt, dass Reiten an der Straße gefährlich ist, ist automatisch eine Stressreaktion damit verbunden. Auch wenn der Reiter logisch weiß, dass die Unfallsituation eine völlig andere war oder das Pferd jetzt ein völlig anderes ist, reagiert der Körper immer noch mit Stress, Angst oder Panik. Im Mentaltraining überspielen wir durch bewusste Wahrnehmungen und Mentaltechniken das alte Programm und unser Körper lernt wieder, dass er in bestimmten Situationen, die einst negativ belegt waren, entspannt bleiben darf.“

 

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen, um mental zu reiten?

„Nicht viele. Du brauchst aktuell nicht einmal ein Pferd dafür. Für das Mentaltraining ist es wichtig, dass man die Offenheit mitbringt, sich auf neue, manchmal auch etwas abstrakt wirkende Übungen einzulassen. Das Schöne dabei ist, dass man sofort erlebt, ob eine Methode zu einem passt oder nicht, denn Erfolge sind ziemlich schnell spürbar.“

 

Muss mein Pferd etwas dafür können?

„Nein, das Pferd ist im ersten Schritt des Mentaltrainings noch gar nicht dabei. Erst mal muss der Mensch seinen Kopf wieder sortieren und trainieren. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass die Pferde ohnehin sehr unmittelbar reagieren, sobald der Besitzer mental neu aufgestellt arbeitet. Das Feedback der Pferde ist erstaunlich – und die haben keine spezielle Ausbildung. Sie reagieren einfach nur sehr echt auf das, was sie an ihrem Menschen wahrnehmen. Das ist großartig zu beobachten.“

 

Wobei hilft mir diese Art des Reitens, bzw. diese Methode?

„Das mentale Reiten hilft einem immer dann, wenn man ein Gefühl für sich verbessern oder intensivieren möchte. Egal ob Angst, Unsicherheit, Selbstzweifel oder Nervosität, das sind alles Gefühle, die uns in unseren Fähigkeiten und Aktivitäten blockieren. Und das kann man wunderbar durch Mentaltraining verändern. Aus Angst wird zum Beispiel Sicherheit, aus Selbstzweifel wird Vertrauen. Zusätzlich ist mentales Reiten auch eine gute Sache, wenn man neue Bewegungsabläufe, z.B. eine optimierte Hilfengebung, verinnerlichen möchte. Bevor ich also mein Pferd durch unklare Kommandos überfordere, verinnerliche ich immer erst meine Hilfen. Die „mentale Hilfe“, in Form von unterstützenden Gedanken und die „mentale Atmung“ gehören natürlich auch dazu.“

 

Kann ich das auch selber lernen oder ist ein Coach dabei hilfreicher?

„Was soll ich als Coach darauf jetzt antworten? (lacht) Aber natürlich kann man vieles selbst lernen. Aber wie bei vielen anderen Dingen ist Selbststudium oft langwieriger und mit ein paar Umwegen verbunden. Ein Coach kann einen gezielter und effektiver anleiten. Das Schöne ist, wenn man einmal das Prinzip des Mentaltrainings verstanden hast (und genau dafür kommen die Leute oft in mein Seminar), dann kann man das für alle Lebensbereiche auch völlig eigenständig umsetzen. Es ist wie so oft – wenn man es mal kann, ist es einfach. Nur wenn man mit einem Thema trotz bekannter Techniken nicht weiter kommt, empfehle ich immer, einen guten Mentalcoach hinzuzuziehen. Der größte Fehler ist nämlich zu glauben, dass ein schlechtes Gefühl von selber weggeht. Häufig passiert eher das Gegenteil – Angst, Unsicherheit, Blockaden, etc. werden stärker, je länger ich versuche, sie zu verdrängen, da unser Gehirn eine „Routine“ entwickelt.“

 

Welchen Tipp gibst du ReiterInnen, um besser zu werden?

„Zuhören – und zwar dem Pferd, dem eigenen Bauchgefühl und kompetenten Menschen, die es gut mit einem meinen.
Im ersten Schritt rate ich immer: Achte auf deine Gefühle. Diese übertragen sich sofort aufs Pferd und je nach Pferdetyp wird es etwas aus der Botschaft machen. So kann zum Beispiel ein gestresster Reiter nur schwer die Losgelassenheit von seinem Pferd verlangen.“

 

Was gibt es für konkrete Übungen, die ReiterInnen zum Einstieg ins Mentale Reite machen können?

„Will man z.B. eine Situation verbessern, sollte man bitte nicht den Fehler machen und sich vorstellen, was alles passieren könnte oder was schon alles schief gegangen ist. Wer im Vorfeld bereits denkt „Das wird ja sowieso wieder nichts“, blockiert den Zugriff auf sein volles Potenzial und seine Wahrnehmungsfähigkeiten. Außerdem werden die Muskeln anders aktiv, als bei positiven Gedanken. Am besten stellt man sich einfach ein ideales Bild von der Aufgabe vor, die man mit seinem Pferd bewältigen möchte. Man fragt sich, wie man dabei aussieht und was man genau macht. Wie atmet man in diesem perfekten Moment? Welcher stärkende Gedanke, z.B. an ein vergangenes Erfolgserlebnis, kann einen dabei unterstützen? Dieses Bild verinnerlicht man am besten mit einem schönen Motto, z.B. „Wir sind ein tolles Team“ – und schon ist man dabei, sich durch positives mentales Training in die richtige Verfassung zu bringen. Je intensiver man sich das innere Bild übrigens vorstellen kann, umso stärker wird man den Effekt merken.“

 

Hast du einen Tipp für ReiterInnen, die Angst beim Reiten haben?

„Achte auf deine Gedanken noch bevor du aufs Pferd steigst. Ist dein Stresspegel hoch, lauf noch ein paar Runden und konzentriere dich auf eine gleichmäßige ruhige Atmung.
Viele Angstreiter setzen sich zu stark unter Druck, getreu dem Motto „hat mir doch früher nichts ausgemacht, dann muss das jetzt doch auch wieder klappen.“ Logisch mag das richtig sein, aber emotional hilft die Erkenntnis nur leider gar nichts. Man sollte niemals über einen Angstmoment einfach hinweg gehen, der sich bereits gefestigt hat. Meist verfestigt sich dadurch das unangenehme Gefühl nur. Man arbeitet am besten in extrem kleinen Schritten und beobachtet seine Gedanken, viel weniger sein Pferd. Zuerst schafft man wieder ein ruhiges Gefühl, dann macht man es so lange, bis das Routine, ja fast langweilig wird und dann erst geht man den nächsten Schritt. In manchen Coachings mit Pferd laufen wir eine ganze Stunde neben dem Pferd, bis der Reiter entspannen kann. Das macht der Reiter dann z.B. eine Woche lang täglich, so lange, bis kein Stress mehr entsteht bei dem Gedanken ans Aufsteigen. Erst dann gehen wir ans Aufsteigen. Ist das alte „Angstprogramm“ in unserem Kopf erst mal überschrieben, findet man schnell wieder in die alte, entspannte Routine zurück.“

 

Hast du einen Tipp, wenn jemand kein Vertrauen zu seinem Pferd hat?

„Ich rate hier immer, mit einem Trainer seines Vertrauens zu arbeiten. Ein guter Trainer kann gut einschätzen, ob diese Pferd-Reiterkombination zusammen passt. Manchmal stellt man fest, dass  Reiter und Pferd von Natur aus unterschiedliche Bedürfnisse haben. Da hilft das beste Training langfristig nichts und es ist nur ehrlich und fair, sich zu trennen. Das hat nichts mit persönlichem Versagen zu tun. Naja und wenn Chemie und Bedürfnisse grundsätzlich stimmen, hilft vertrauensbildendes Training mit einem guten und einfühlsamen Reitlehrer weiter, der auch analysiert, woher das mangelnde Vertrauen kommt. Und wenn es um mangelndes Selbstvertrauen geht … dann herzlich Willkommen im nächsten „Mental Reiten“-Seminar (grinst).“

 

Weitere Infos über Regina Horn und Seminartermine gibt es unter www.mind-way.de